Nicole Althaus
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Weiblich, schön, erfolgreich sucht... – Weltwoche 22/09
Weltwoche 22/09 
Text: Nicole Althaus, Bettina Weber
Fotos: Div.
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Weiblich, schön, erfolgreich sucht...

Gutausgebildete Frauen zwischen 30 und 45 haben es zusehends schwer, einen Partner zu finden. Während eine Karriere Männer attraktiver macht, scheint bei Frauen das Gegenteil einzutreten. Die Emanzipation erweist sich als Bumerang. Was ist zu tun?

Lisa N. * hat alles, was sich emanzipierte Mütter für ihre Töchter gewünscht haben: eine schöne Wohnung in Zürich, einen Beruf, der sie fordert und ausfüllt, und einen Lohn, mit dem sie sich leisten kann, wonach ihr gerade ist. Dazu einen Freundeskreis, der sie auffängt, wennsie fällt, und mit dem sie danach, sobald die Welt wieder in Ordnung ist, wieder die Nächte durchfeiern kann. Zudem sieht sie gut aus, sehr gut sogar, und ist charmant. Dennoch fehlt ihr etwas zu ihrem Glück: ein Partner. Und weil die biologische Uhr der 36-Jährigen mittlerweile laut tickt, ist die Aussicht auf Familiengründung in weite Ferne gerückt. In unerreichbare Ferne, wie es Lisa N. bisweilen vorkommt. Wieso eine kluge und attraktive Frau wie sie allein ist, scheint ein Rätsel.
 
Die schönen und intelligenten und erfolgreichen Single-Frauen sind zum Dauerthema avanciert unter Freundinnen. Es vergeht kaum ein Abend, ohne dass nicht früher oder später darüber philosophiert wird, warum der berufliche Lebenslauf vieler Mittdreissigerinnen um einiges aufregender ist als der romantische. Jede Frau zwischen dreissig und vierzig hat mindestens eine Kollegin im Bekanntenkreis, die attraktiv ist, bestens ausgebildet und beruflich erfolgreich, die weiss, was sie will, und das auch bekommt. Alles ist da, nur etwas fehlt: der richtige Lebenspartner.
 
Der anekdotische Eindruck lässt sich mit Zahlen belegen. Im Falle der Schweiz reicht ein Blick auf die Bildungsstatistik: Vor fünfzig Jahren noch war eine Rarität, wer Mitte dreissig Matura oder Studium absolviert hatte und nicht verheiratet war oder in fester Partnerschaft lebte. Heute sind gemäss letzter Volkszählung nur knapp 45 Prozent der Frauen zwischen 30 und 45 mit einem akademischen Titel verheiratet. Bei den Männern derselben Alters- und Bildungskategorie tragen immerhin 66 Prozent einen Ehering. Vierzig Prozent der Uni-Absolventinnen bleiben kinderlos. Längst nicht alle freiwillig.
 
Zwar nimmt der Anteil der Ehefrauen an der weiblichen Bevölkerung historisch gesehen generell ab. «Weitaus am stärksten aber», sagt Christoph Freymond, «bei den hochqualifizierten Frauen. » Der wissenschaftliche Mitarbeiter im Bundesamt für Statistik hat unlängst ausgerechnet, dass die Chance, vor den Traualtar zu treten, für eine Sekundarschul-Absolventin um beinahe 20 Prozent höher ist als für eine Akademikerin. Die gesellschaftlich unangenehme Nebenwirkung der weiblichen Bildungsexpansion ist auch in Europa mehrmals belegt worden: Schon 2003 bewies die breitangelegte Studie «Who Marries Whom» der Universität Bamberg, dass gerade ihr Durchmarsch an Gymnasien und Hochschulen die jungen Frauen zu den neuen «Heiratsverlierern» heutiger Gesellschaften gemacht hat.
 
Je klüger, desto einsamer?
 
Der Studienleiter, Soziologieprofessor Hans-Peter Blossfeld, argumentiert so: «Junge Frauen haben die gleichaltrigen Männer nicht nur bei der Matura überholt, sie sind auch die erfolgreicheren Studierenden. Sie lassen die Männer in der Bildungshöhe hinter sich und werden deshalb künftig noch häufiger Single bleiben. » Im Klartext: Je besser Frauen ausgebildet sind, je höher sie aufsteigen, desto kleiner wird der Kreis potenzieller Partner. Die Heiratschancen eines Mannes steigen auch im neuen Jahrtausend noch mit der Höhe seines IQ. Das fanden Wissenschaftler der Universitäten Edinburg, Aberdeen, Bristol und Glasgow heraus. Bei den Frauen gilt der umgekehrte Befund: Mit einer Steigerung des IQ um 16 Punkte sinken die Chancen, einen festen Partner zu finden, um 40 Prozent. Erfolgreiche Frauen haben zudem nicht nur ein Problem, überhaupt einen passenden Partner zu finden, sondern auch ihn zu halten, wie Christina Künzle, Business-Coach und Managing-Partnerin der Schweizer Firma Choice, herausgefunden hat. «Intelligent, schön, erfolgreich – und Single. Der stille Schmerz von Frauen in Führungspositionen» heisst ihre Untersuchung der Daten zur Vereinbarkeit von Karriere und Familie bei weiblichen Führungskräften. Sie wurden zwischen 2004 und 2008 er-hoben, und was sie beweisen, klingt auch in trockenem Wissenschaftsdeutsch zappenduster: «Es ist eine eindeutig positive Korrelation festzustellen zwischen beruflichem Aufstieg und privatem Misserfolg. »
 
In Zahlen: 2004 waren 14 Prozent der Frauen in Führungspositionen geschieden, 2008 bereits 24 Prozent. Ein Drittel der Frauen an der Spitze sind Single, obwohl sie sich einen Partner wünschen. Und drei von vier haben keine Kinder, obwohl ein Kinderwunsch besteht.
 
Lisa N. kennt diese Situation nur zu gut. Sie hat sich ihr Studium als Model verdient, den Uni-Abschluss in Rekordzeit hingelegt und ist seit drei Jahren Single. Ihr Ex-Freund hat sie wegen einer Frau verlassen, die deutlich jünger ist als sie und, nach ihrer Einschätzung, ihm deutlich unterlegen. Die 36-Jährige schlägt die langen Beine übereinander, nippt an ihrem Glas Weisswein und sagt: «Ich weiss, dass ich beruflich auf eigenen Beinen stehen kann. Ich brauche keinen Mann, der mich finanziert. Aber ich sehne mich dennoch nach einem gescheiten, humorvollen, selbstbewussten Partner, der mir Paroli bieten kann. Ich weiss nicht, wo diese Spezies Mann zu finden ist. »
 
Die ewigen Gesetze der Liebe
 
Warum, fragt man sich, ist eine gutausgebildete Frau bloss eine so miserable Partie? Verlangt sie schlicht zu viel? Liebe, Kinder, Karriere – und alles nach ihrem Zeitplan? Oder stimmt, was viele Frauen behaupten: Männer kommen nicht mit klugen Frauen klar?
 
Man kann die Studienbefunde zur modernen Romantik drehen und wenden, wie man will: Fakt ist, in Liebesdingen funktioniert der Mensch noch immer wie ein Urtier. Der Mann bringt Status und gutes Einkommen in die Beziehung, die Frau Jugendlichkeit und gutes Aussehen. Sogar im virtuellen Raum, dem Trendforscher periodisch eine Fähigkeit zur Umkrempelung der Geschlechterverhältnisse andichten, hat das bewährte Beuteschema bald vierzig Jahre Emanzipation unbeschadet überstanden. Das beweist eine Untersuchung der Wahl der Kontaktpartner im Internet, die Soziologe Blossfeld in der nächsten Ausgabe der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie veröffentlicht: Frauen kontaktieren mit Vorliebe Männer mit höherem oder gleichem Bildungsniveau, Männer hingegen orientieren sich gern nach unten. Etwas salopp gesagt: lieber ein bisschen dümmer, dafür vor allem viel jünger.
 
Liebe ist nicht blind. Jedenfalls nicht für die Titel auf der Visitenkarte oder die Zahlen auf dem Bankkonto. In der Schweiz heiraten laut der letzten Volkszählung lediglich 30 Prozent der Akademiker eine Frau auf demselben Ausbildungsniveau. Der Rest verbindet sich abwärts: Der Arzt führt die Krankenschwester vor den Traualtar, der Chef die Sekretärin. Umgekehrt ist eine Ärztin, die sich einen Pfleger anlacht, so rar wie eine Frau in der Chefetage. Schweizerinnen verbinden sich lieber gar nicht als nicht standesgemäss. Lange sei man davon ausgegangen, sagt Blossfeld, dass sich das geschlechtsspezifische Verhalten in der Partnerschaft ändern liesse, wenn man Frauen bloss die Bildungsressourcen zur Verfügung stelle. Ein kolossaler Trugschluss. Mit anderen Worten: Frauen verfügen heute zwar über Bildung und Status, aber nicht über die Macht, Männern die neuen Errungenschaften als sexy zu verkaufen. Frauen können heute wohl eine Familie ernähren, aber nicht die Tatsache ändern, dass sie sich noch immer nach den starken Armen eines Mannes sehnen, zu dem sie hochschauen können. Und so bleiben heute im Singlereigen die gebildeten Frauen und die weniger qualifizierten Männer sitzen. Die Chance, dass diese sich ineinander verlieben, tendiert statistisch gesehen gegen null.
 
Sind Frauen zu anspruchsvoll?
 
Es ist mittlerweile zum Gemeinplatz geworden, dass gerade schönen und erfolgsverwöhnten Frauen kein Mann gut genug ist. Auf vielen Single-Plattformen im Internet gibt es in der Kategorie «35+» einen Frauenüberschuss. Bei Elitepartner.ch hat man sich gar auf die anspruchsvolle Solistin in den Dreissigern spezialisiert: Nirgendwo ist der Frauen- und Akademikeranteil unter den Partnersuchenden grösser. «Ich berate viele dieser sogenannt neuen Single-Frauen und stelle fest, dass deren Ansprüche an Mr Right sehr gross sind», sagt Lisa Fischbach. Die diplomierte Psychologin und Single-Beraterin bei Elitepartner beobachtet die modernen Verführungsrituale schon lange und ist überzeugt, dass die Anforderungen an den Traumprinzen mit der weiblichen Aufholjagd in Bildung und Beruf gewachsen ist.
 
Die schnelle Langeweile
 
Natascha T. * stimmt dieser Aussage zu. Die 38-Jährige hat Germanistik studiert, ist heute Abteilungsleiterin einer mittelgrossen Firma und allein. Durchaus selbstkritisch gibt sie zu, dass sie ein Mann, der nicht mit ihr mithalten kann, schlicht nicht interessiert: «Die Vorstellung, mit einem Mann, zu dem ich nicht in irgendeiner Form aufschauen kann, zusammen zu sein oder sogar mit ihm ein Kind zu haben, erschreckt mich. Ich will ja nicht auch noch ihn bemuttern müssen, um Himmels willen. » Und auch Lisa N. bestätigt: «Ich habe mich schon gefragt, ob ich vielleicht die Latte zu hoch ansetze. Aber ich mag einfach keinen Mann haben, der mir nicht ebenbürtig ist. Und damit meine ich gar nicht nur intellektuelle Dinge, sondern ganz allgemein. Ein Mann, der mir unterlegen ist, langweilt mich furchtbar schnell. »
 
Ist damit das Liebeselend von Frauen wie Lisa N. und Natascha T. erklärt? Offenbar ist es nicht ganz so einfach. In der letzten Aprilausgabe thematisierte die Financial Times Deutschland das Schicksal von Kaderfrauen, die offenbar so «erfolglos in Liebesdingen» sind, dass sie sich schon mal als Sekretärinnen ausgeben, um einen Mann nicht gleich schon beim ersten Date in die Flucht zu schlagen.
 
Natascha T. leuchtet das ein. Sie lacht und sagt, dass sie tatsächlich auch schon mit dem Gedanken gespielt habe, sich als Stewardess oder Kindergärtnerin auszugeben. Bloss: Das ändere ja nichts am Problem, das auf diese Weise einfach auf später verschoben würde. Und Lisa N. meint: «Männer haben nichts gegen meine Schönheit. Aber dass ich selbst denken kann, dass ich meinen eigenen Kopf habe und deshalb auch widerspreche oder Dinge besser weiss, scheint ihnen auf Dauer irgendwie nicht zu passen. Und wenn du dann noch mehr verdienst, kannst du es gleich vergessen. » Männer sind also mit Frauen wie ihr überfordert? «Ja», findet Lisa N., «und ich verstehe nicht, weshalb. Ich verstehe vor allem nicht, dass Männer kein Gegenüber auf Augenhöhe wollen. Wie soll denn ein anregender Austausch stattfinden eine ganze Ehe lang, wenn da so ein Graben klafft? »
 
Unterlegener Handwerker
 
Natascha T. sieht es ähnlich. Das Problem, sagt sie, fange an, sobald sie mit einem Mann in ein Gespräch komme. Weil sie schlagfertig sei zum einen und nicht leicht zu beeindrucken zum anderen. Angesprochen wird die attraktive 38-Jährige durchaus, sie hat dunkle Augen und eine wunderschöne, ebenmässige Haut. «Im ersten Moment finden sie es amüsant, sich mit mir zu unterhalten, aber längerfristig nicht. Wenn du einem Mann nur schon verbal überlegen bist, dann schüchtert ihn das ein. Und sie mögen es nicht, wenn man ihnen nicht eine gewisse Bewunderung entgegenbringt. Nur: Ich kann ja dasselbe wie sie, bin beruflich gleich weit, da bin ich doch wegen ein paar Fachausdrücken aus dem Bankenwesen oder einem Meeting in New York nicht gleich hin und weg. » Sie selbst war vier Jahre lang mit einem Handwerker zusammen, der ihr in allen Belangen deutlich unterlegen war. «Es war irgendwie paradox: Er fand es in der Öffentlichkeit cool, wenn er zeigen konnte, dass er mit einer wie mir umgehen kann. Zu Hause aber sollte ich bitte funktionieren, wie in seinen Augen eine Frau eben zu funktionieren hat: zu ihm aufschauen. » Er hat Natascha verlassen, ist heute mit einer Barbesitzerin zusammen. Sie zuckt die Schultern: «Eine Dümmere ist auf Dauer in seinen Augen wohl weniger anstrengend, und seine Männlichkeit bleibt intakt. »
 
Selbst intellektuelle Männer wie der amerikanische Filmschauspieler Woody Allen scheinen sich den erwähnten Mechanismen nicht entziehen zu können. Der selbsternannte Stadtneurotiker heiratete zuerst die Philosophin Harlene Rosen, dann die schauspielernde Politologin Louise Lasser, danach die berühmte Schauspielerin Diane Keaton und schliesslich die ebenso bekannte Mia Farrow, um dann, möglicherweise endgültig, auf Soon-Yi Previn umzusteigen, die unbekannte 35 Jahre jüngere Adoptivtochter seiner letzten Exfrau.
 
Natascha T. zitiert ihren Therapeuten, der ihr einst sagte: «Vergiss die starken Männer.Es gibt sie nicht. Weil ihr Frauen die Starken seid. » Sie verdreht die Augen: «Ich weiss ja, dass er recht hat. Ich weiss auch, dass ich mein Leben problemlos selbst bestreiten kann. Aber dennoch sehne ich mich nach einer Schulter zum Anlehnen. »
 
Bumerang-Feminismus
 
«Frauen, die Karriere machen, neigen dazu, ihre Beziehung so zu managen wie den Job», sagt der Business-Coach Christina Künzle, «Durchsetzungsstärke ist im Job essenziell, wird aber zu Hause von den Partnern als Rücksichtslosigkeit verstanden und die Fähigkeit zu delegieren als Kontrollwahn. » Es brauche schon sehr viel Selbstbewusstsein auf beiden Seiten, um das uralte Partnerschaftsmuster auf den Kopf zu stellen und dabei auch noch glücklich zu werden. Nicht umsonst hat sich der Hausmann weder auf dem Arbeitsmarkt noch an der Erotikfront durchgesetzt.
 
Es ist geradezu paradox: Die weiblichen Singles in den Dreissigern gehören zur ersten Generation von Frauen, die alles dürfen, wofür ihre Mütter und Grossmütter gekämpft haben: wählen, studieren, verhüten, alleine am Tresen einer Bar ein Bier trinken, abtreiben, Karriere machen. Doch gerade das, worauf sie heute nicht mehr angewiesen sind, fehlt offenbar zu ihrem Glück: ein Mann, eine Familie. Die Frauen sind selbständiger, unabhängiger geworden und dadurch offenbar auch einsamer. Die Emanzipation frisst ihre Kinder.
 
Auch Natascha T. kann sich sehr genau an die Losung erinnern, welche die frauenbewegten Mütter den Mädchen einimpften: «Kind, lern was Anständiges, damit du nie von einem Mann abhängig wirst. » Brav haben die Töchter sich an das gutgemeinte Rezept gehalten, um heute zu erkennen, dass die Einsamkeit der Preis der Freiheit ist.
 
Der real existierende Postfeminismus zeigt Schattenseiten, die man nicht nur in westlichen Nationen beobachten kann. Auch in China ist es unter Akademikerinnen offenbar zum Trend geworden, gleich nach Diplomabschluss ein Heiratsinstitut zu konsultieren, weil sie schlicht zu alt sind, um sich die Strapazen einer Partnerwahl in freier Wildbahn zuzumuten. In Singapur tritt der Staat gar als Kuppler auf und versucht, die seit Jahrzehnten wachsende Zahl alleinstehender Akademikerinnen mit diversen Dating-Events an den Mann und letztlich zum Gebären zu bringen.
 
Beischlaf nach unten?
 
Hat die Emanzipation die Frauen in eine Sackgasse manövriert? Frauen, die ihr Dasein zu Hause und hinter dem Herd fristen wollen, sterben aus, ihre Nachfolgerinnen pflanzen sich weniger fort. Bisher ist man immer davon ausgegangen, dass sich dieser Fakt mit Kinderkrippen und Teilzeitkaderstellen aus dem Weg räumen lässt.
 
Doch jetzt werden Stimmen laut, welche die Kinderarmut der neuen Generation von gebildeten Frauen mit dem «Ceiling-Effekt» im Heiratspool erklären. Christine Dienel, Sozialwissenschaftlerin an der Universität Magdeburg, etwa behauptet, dass topqualifizierte Frauen nicht gebärfaul seien, sondern schlicht keinen Partner fänden.
 
Wie wäre die Situation zu ändern? Zurückdrehen lässt sich das Rad der Zeit nicht. Müssen sich erfolgreiche Frauen an den Gedanken gewöhnen, sich nach unten zu orientieren? Sprich: ihre Ansprüche zu senken? Ist Beischlaf nach unten die weibliche Tugend der Zukunft? Soziologen glauben tatsächlich, dass der Karrierefrau mit 60-Stunden-Woche künftig gedient wäre, wenn sie sich im downdating üben würde. Die Gesetze des Partnerschaftsmarktes jedenfalls dürften sich so schnell nicht ändern.
 
Lisa Fischbach legt deshalb den Singlefrauen ans Herz, nicht auf den «Lottosechser in Liebesdingen» zu setzen, sondern auf einen gesunden Kompromiss: beim Alter, bei Bildung und Status. «Es braucht», sagt auch die Psychologin Julia Onken, «auf beiden Seiten ein Umdenken. Die Frauen müssen einsehen: Der Mann muss nicht immer 20 Zentimeter grösser, 3 Jahre älter und besser verdienend sein. Es ist nicht die schlechteste Variante, einen Partner zu haben, der weniger verdient. Der kann Qualitäten in die Beziehung bringen, zum Beispiel auf der emotionalen Ebene, die genauso zum gemeinsamen Glück beitragen können. » Und bei den Männern? «Denen sage ich: Eine selbstbewusste, erfolgreiche Frau ist die spannendere Partnerin. Weil sie ihr Glück in die eigenen Hände nimmt und nicht erwartet, dass der Partner dafür zuständig ist. Das ist eine Entlastung, die ein Mann doch zu schätzen wissen sollte. »
 
Hoffnung besteht gemäss Julia Onken durchaus. In den skandinavischen Ländern, wo sich die Gleichberechtigungsphilosophie stärker durchsetzte als bei uns, gilt eine erfolgreiche Frau sehr wohl als attraktiv. Onken: «Der nördliche Mann fühlt sich von einer solchen Frau nicht bedroht. » Grundsätzlich, rät die Psychologin, die selber mit einem jüngeren Partner liiert ist, sollten sich Frauen einen jüngeren Mann suchen, und zwar nicht nur deshalb, weil diese Konstellation hormonell viel besser funktioniere: «Wenn einer kein Problem hat, sich auf eine ältere Frau einzulassen, dann hat er in der Regel auch kein Problem, wenn sie gewisse Dinge besser weiss oder gar mehr Geld nach Hause bringt. »